Die erste Studie über Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland: Afrozensus ist da

In Deutschland leben über eine Million Menschen afrikanischer Herkunft. Im Rahmen der Afrozensus Online-Befragung wurden sie erstmals zu ihrer Lebensrealität, Diskriminierungserfahrungen und Perspektiven befragt. Erstellt wurde der Afrozensus vom Verein Each One Teach One in Zusammenarbeit mit der Organisation Citizen for Europe. 

Auf über 300 Seiten zeigt der Bericht nicht nur wie vielseitig Schwarzes, afrikanisches und afrodiasporisches Leben in Deutschland ist, sondern auch, dass viele dieselben Erfahrungen machen. Über 90% geben an, dass ihnen nicht geglaubt wird oder gesagt wird, sie seien zu empfindlich, wenn sie einen rassistischen Vorfall ansprechen. Mehr als Zweidrittel sagen außerdem, dass sie automatisch für die Servericekraft, Verkäufer*in oder Reinigungskraft gehalten werden.

Auch nach Kriminalisierung wurde gefragt. Über die Hälfte hat beispielsweise die Erfahrung gemacht, gefragt zu werden ob sie Drogen verkaufen. Eine*r Betroffne*r von Kriminalisierung berichtet:

„Mein Bruder und ich sollten [uns um] das Haus unserer Oma (weiß) kümmern, während sie im Urlaub ist. Wir waren im Haus, gossen die Blumen und haben uns in den Garten gesetzt[,] um Tee zu trinken. Nach einer Weile kam die Polizei, mit der neuen Nachbarin meiner Oma. Diese haben uns Einbruch vorgeworfen, wir durften uns zuerst nicht erklären. Es ging so weit, dass mein Bruder von der Polizei fixiert wurde, mit der Erklärung ‚Es sah so aus als würde er abhauen wollen.’ Wir zeigten ihnen die Schlüssel zum Haus, Bilder[.] die von uns im Haus hingen. Weiterhin glaubten sie uns nicht. Bis die Polizei unsere Oma anrief. Während des ganzen Szenarios wurden mein Bruder und ich von der Nachbarin beleidigt, ohne dass die Polizei eingriff. ‚Die sind Schwarz, die haben doch nichts[,] deshalb wollen sie die arme Frau beklauen. Sie haben darauf gewartet bis sie weg ist.’"

Neben den Ergebnissen, spricht der Bericht auch konkrete Handlungsempfehlungen aus.

 • Es braucht Forschungslehrstühle für Intersektionale Schwarze-Studien. 

 • Der Bundestag sollte eine Expert*innenkommission gegen Anti-Schwarzen Rassismus einberufen 

• Aktionspläne auf Bundes- und Landesebene zur Bekämpfung von Anti-Schwarzem Rassismus und zum Empowerment Schwarzer afrikanischer und afrodiasporischer Menschen müssen beauftragt werden.  

Dazu Daniel Gyamerah, Teil des Afrozensus Kernteams: „Wir haben die Daten geliefert, nun ist es an der Gesamtgesellschaft, diese auch zu nutzen.“

Hier gelangen Sie zum vollständigen Report: https://afrozensus.de/reports/2020/