Doppelklick

Ein Film von Christophe Nassif

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Schon vor der Pandemie wurden wir durch Smartphones und Apps immer weiter isoliert. Ob professionelle Zoom-Meetings oder Tinder-Chats, unsere Körper sind durch Bildschirme getrennt, unser Leben findet auf Facebook statt, unsere romantischen Begegnungen werden von Algorithmen diktiert.

Kurzfilmprojekt Neue Normalität. Leben in der Pandemie.

Film und Gespräch am 15.09.2021 um 19.30 Uhr 
Ort:  Kultur Kiosk | Lazarettstr. 5 | 70182 Stuttgart

Mit Friederike Gänßlen, Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg und Christophe Nassif

Eine ältere Frau und ein jüngerer Mann in einem Online-Gespräch

Die Pandemie hat unsere Entfremdung katalysiert, da sich die große digitale Kluft immer weiter vergrößert hat. Es gibt für alles eine App - sicher, wie praktisch - aber wir Jugendlichen, haben unsere Großeltern und andere Teile der Gesellschaft mit wenig bis gar keinem Zugang zu Smartphones oder Computern zurückgelassen.

Und doch, wenn wir versuchen, diese Kluft zu überbrücken, kann Drama in Komödie umschlagen.

Wie lustig, rührend und frustrierend, Kundendienst zu spielen, um jemandem bei der Nutzung von Technologie zu helfen. Wie seltsam die Umkehrung, wenn die Jugend den Älteren etwas beibringt. Wie albern, wenn die Jugend glaubt, alles zu wissen, und vergisst, dass die Weisheit mit dem Alter und der Erfahrung kommt. Wie absurd, dass wir in unserer neuen Normalität Videotelefonie-Apps nutzen, wenn wir nur wenige Meter voneinander entfernt sind.

Es lag nahe, DOPPELKLICK als Desktop-Film zu konzipieren, ein Genre, das immer beliebter wird. Da sich unser Leben auf dem Bildschirm abspielt, schien es ziemlich passend, dass der Film das - im wahrsten Sinne des Wortes - widerspiegeln sollte.

Mit seinem augenzwinkernden Humor und seiner einfachen Prämisse soll der Film dazu inspirieren, unsere innere Hannelore anzuzapfen und aus diesen Bildschirmen auszubrechen, aus dem flachen Leben, und das Leben jenseits der hellen, glänzenden Rechtecke wahrzunehmen.


Eine weitere Welle der COVID-19-Pandemie, Winter 2021. Eine weitere Ausgangssperre. YANIS (23) klebt bei einem weiteren Online-Kurs an seinem Bildschirm fest. Sein ganzes Leben findet in letzter Zeit nur noch am Bildschirm statt. Als FABIAN ihm eine SMS schickt, um mit ihm per Webcam Sex zu haben - dafür ist das Auberginen-Emoji da -, zögert YANIS nicht lange. Sie haben sich vor ein paar Wochen kennengelernt, und seitdem ist das Leben für YANIS nicht mehr dasselbe. Aufgeregt schaltet YANIS seinen Kurs stumm und macht sich bereit für das Date. Doch ein Videoanruf unterbricht seine Vorbereitung: Es ist HANNELORE (75). Auch für HANNELORE (75) ist es während der Pandemie hart. Allein in ihrer Wohnung, getrennt von einer Familie, die zu viel Angst hat, sie zu besuchen, versucht sie so viel menschlichen Kontakt wie möglich zu haben - doch ohne Erfolg. Selbst YANIS will sich ihr nicht nähern - zu groß ist die Angst, sie möglicherweise anzustecken. Das alles ändert sich, als FABIAN in das Leben der beiden tritt und sie einander näherbringt.

Wie viele ältere Menschen in der heutigen Welt der Flachbildschirme kämpft HANNELORE damit, scheinbar einfache Werkzeuge zu benutzen, die uns das Leben erleichtern sollen. Und wie viele junge Leute findet sich YANIS im technischen Support wieder: HANNELORE möchte Zoom nutzen, um mit ihren Freund*innen Gruppengespräche zu führen, aber wie macht sie das? Ganz einfach, wenn HANNELORE es nur schaffen würde, mit einem Doppelklick die App zu starten!
HANNELORE kennt sich nur mit einem Programm für Videotelefonie aus, welches ihr Enkelsohn ihr einmal eingerichtet hat … Neue Abläufe machen ihr immer zu schaffen. YANIS versucht sein Bestes, um HANNELORE zu helfen, und hat Mühe, den ungeduldigen FABIAN warten zu lassen. Aber HANNELORE scheitert bei jedem Versuch, mit ihrer Maus einen Doppelklick zu machen, und FABIAN muss gehen.
HANNELORE hat die Nase voll von der Online-Hilfe und beschließt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sie geht mit dem Laptop in der Hand durch den Hausflur und nutzt den Doppelklick-Rhythmus nun, um bei YANIS an die Tür zu klopfen. Die beiden sind nämlich Nachbarn ...

Warum also über Bildschirme sprechen, wenn ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht viel besser ist?


Ein Kurzfilm geschrieben und inszeniert von Christophe Nassif, produziert von der Tausendsassa Filmproduktion

Christophe ist ein junger, preisgekrönter Filmemacher und ein Third Culture Kid, der zwischen Paris, Beirut und Heidelberg lebt und bereits in fünf Ländern gelebt hat...

Christophe erhielt seinen M.F.A. in Kino-Fernsehen an der USC School of Cinematic Arts in Los Angeles. Er war ein Annenberg Fellow und Empfänger des Don Thompson Scholarship in Cinematic Arts und des Jack Nicholson Scholarship in Directing.

Christophe hat in der Tonpostproduktion gearbeitet und entwickelt derzeit verschiedene Projekte für die kleine und große Leinwand. Mehr Infos.

Die Tausendsassa Filmproduktion besteht aus den beiden Filmschaffenden Alex Volz und Lisa Niederauer. Seit sechs Jahren realisieren und produzieren die beiden kreative Inhalte rund um das Thema Film. Von Kurzfilm bis Service Produktion, aber immer mit großer Leidenschaft.

Alex Volz ist seit zehn Jahren als Kameramann und Steadicam Operator an den großen Sets quer durch Deutschland unterwegs. 

Seit ihrem Studium der Filmwissenschaft arbeitet Lisa Niederauer als Motivaufnahmeleiterin und als Kuratorin für die Kinderfilmsektion des Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg. 

Mit ihren letzten Produktionen war die Tausendsassa Filmproduktion auf vielen Festivals vertreten und entwickelt stetig neue Ideen und Formate.