Für die Weiterwohnlichkeit der Welt | Hans Jonas und das Prinzip Verantwortung heute

Tagung

Im Jahr 2023 wäre der Philosoph Hans Jonas 120 Jahre alt geworden. Schon vor über 40 Jahren stellte er angesichts globaler Umwelt- und Klimakrisen die Systemfrage und plädierte für eine neue  Ethik, die unser aller Überleben auf einem gefährdeten Planeten ins Zentrum stellt.

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Links: Bild eines Mannes, rechts: Für die Weiterowhnlichkeit der Welt, Hans Jonas und das Prinzip Verantwortung heute. Unten: #prinzipverantwortung23

In seinem 1979 veröffentlichten Hauptwerk »Das Prinzip Verantwortung« umriss er die neuen ethischen Problemlagen, die sich aus den technischen Revolutionen der Moderne ergeben. Dabei erfährt der Verantwortungsbegriff eine radikale räumliche und zeitliche Erweiterung: Im Zeitalter der Atombombe, der Kernenergie und der Gentechnik stehen wir nicht mehr nur für unsere Nächsten ein. Gefordert ist nach Jonas eine weitreichende Zukunftsbeziehungsweise Fernstenethik – ein neuer Typus von Verantwortung, dem wir uns gerade im Globalen Norden stellen müssen.   

Nachdem es lange Jahre still um Hans Jonas geworden war, haben die immer stärker spürbaren Folgen des Klimawandels und anderer Umweltkrisen seiner alten Forderung zuletzt wieder Gehör verschafft. Die Neuauflage seines philosophischen Klassikers von 2020 ist gar mit einem Nachwort des amtierenden Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck versehen.  

Daran anknüpfend will die Tagung die Frage diskutieren: Was sind die Lehren, die wir aus Jonas’ »Prinzip Verantwortung« – in Wissenschaft und Technik, Politik und Rechtsprechung – für unsere Gegenwart und Zukunft ziehen können? Wie wollen, wie können oder gar sollten wir heute, im Zeitalter des Anthropozäns, in globaler Perspektive miteinander leben: mit einem gründlich renovierten »Green Capitalism« oder dem endgültigen Abschied vom alles beherrschenden Wachstumsgedanken; mit Geo-Engineering, Künstlicher Intelligenz und Gentechnik oder radikalem Verzicht auf riskante Technologien; in einem demokratischen Parlament der Dinge, in dem auch die Natur Mitspracherechte hat, oder einer rigiden Öko-Diktatur, deren oberster Wert das Leben ist und nicht die individuelle Freiheit? 


Mitwirkende der Tagung

  • PD Dr. Andreas Baumer ist Politikwissenschaftler und Geschäftsführer der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg.
  • PD Dr. Joachim Boldt ist Stellvertretender Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin und Stellvertretender Vorsitzender der Ethikkommission der Universität Freiburg.
  • Prof. Dr. Michael Bongardt ist Theologe und Philosoph. Er arbeitet als Professor für Anthropologie, Kultur- und Sozialphilosophie am Philosophischen Seminar der Universität Siegen. Er ist Mitherausgeber der Werke von Hans Jonas.
  • Dagmar Dehmer ist Leiterin der Unternehmenskommunikation der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in Berlin. Davor war sie Redakteurin beim Berliner Tagesspiegel und in der Wirtschaftsredaktion der Badischen  Zeitung. Von 1991 bis 1993 war sie Sprecherin von  Bündnis 90/Die Grünen in Baden-Württemberg.
  • Andreas Dilger ist Öko-Winzer und Obstbauer eines Bioweingutes und einer Brennerei in Freiburg und 1. Vorsitzender von PIWI Deutschland e.V.
  • Dr. Christian Dries ist Leiter der Günther-Anders-Forschungsstelle an der Universität Freiburg und Lehrbeauftragter für Soziologie an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel.
  • Ralf Fücks ist Publizist und Sachbuchautor sowie Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Zentrums Liberale Moderne in Berlin. Er war von 1991 bis 1995 Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz in Bremen, und von 1997 bis 2017 Mitglied des Vorstands der Heinrich-Böll-Stiftung.
  • Sebastian Grieme ist Klimaaktivist, unter anderem bei Fridays for Future.
  • Prof. Dr. Regine Kather ist Professorin für Philosophie am Philosophischen Seminar der Universität Freiburg.
  • Prof. Dr. Philipp Lepenies ist Professor für Politik an der Freien Universität Berlin und Leiter des Forschungszentrums für Nachhaltigkeit. 
  • Prof. Dr. Michael Müller ist Professor für Pharmazeutische und Medizinische Chemie am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Freiburg.
  • Prof. Dr. Thomas Ott ist Professor für Zellbiologie der Pflanzen am Institut für Biologie an der Universität Freiburg.
  • Dr. Frank-M. Raddatz ist Dramaturg und Publizist. Er gründete 2019 mit der Meeresbiologin Antje Boetius und der Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin Sabine Kunst das »Theater des Anthropozän«.
  • Prof. Dr. Tine Stein ist Inhaberin des Lehrstuhls für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Göttingen.
  • Prof. Dr. Cathrin Zengerling LL.M. ist Juristin und  Leiterin der Juniorprofessur Transformation zu nachhaltigen Energiesystemen an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg.