Schlaflos: Ukrainische Kriegsillustrationen

Ausstellung

Eine Einführung von Kateryna Mishchenko in die Ausstellung Schlaflos: Ukrainische Kriegsillustrationen. 

Plakat für eine Ausstellung mit dem Titel "SCHLAFLOS: Ukrainische Kriegsillustrationen". Einführung von Kateryna Mishchenko, ukrainische Künstlerin und Kuratorin der Ausstellung

Seit dem Tag des 24. Februars. als in der Ukraine der große Krieg ausbrach, finden die Menschen dort keinen Schlaf mehr. Unüberhörbar und unübersehbar wurde der Lärm des Vernichtungskrieges gegen die Menschen und das ganze Land, das seither nicht mehr zur Ruhe kommt. Nicht nur psychische Ängste vor dem Krieg rauben der Ukraine den Schlaf, diese Schlaflosigkeit ist real, so real wie dieser Krieg im 21. Jahrhundert. Trotz aller Prognosen schien der Angriffskrieg noch ein paar Monate zuvor eher „nur" wie ein Alptraum, doch dann mussten die Ukrainer und Ukrainerinnen aufwachen. Und nun setzen sie sich für das Leben ein - für ihr eigenes Leben und für die Existenz der anderen. Sie mussten ihr Zuhause verlassen, sich in Schutzräumen verstecken. Grenzen überwinden. sich von Familien und Freunden trennen. sich um andere sorgen, retten, kämpfen. Die Menschen leben in Furcht. sie hassen und lieben. sie bleiben ironisch, sie kennen die Trauer. den Mut der Verzweiflung und widersprüchlichste Gefühle. 
Die Reihe von Zeichnungen „Schlaflos" zeigt die Gleichzeitigkeit und das Übermaß der verschiedensten Kriegserfahrungen und -Erlebnisse. In der visuellen Wiedergabe der Autor*innen dieser Serie verwandeln sich die bildhaften Zeugnisse - auch mediale Bilder, wie sie schon im kollektiven Gedächtnis eingeprägt sind oder kleine Episoden aus dem Alltag - in die Collage einer neuen Kriegsrealität. die unbeständig und verwüstend ist. und unbedingt reflektiert und kommentiert werden muss. Die Arbeiten sind im andauernden Krieg entstanden. Mit dem Anspruch, die Zeit zu verlangsamen. beabsichtigen sie, Erinnerungen und Erfahrungen festzuhalten. die riskieren. verloren zu gehen. während die unermüdlich vernichtende Kriegsmaschine die Geschehnisse weiter beschleunigt. In ihrer Intensität sprechen diese Bilder die Betrachter sofort an und bauen Kommunikationswege in die Solidarität. Es sind Bilder gegen den Krieg, die dazu aufrufen, zu erinnern und jetzt zu handeln. Kateryna Mishchenko


EINBLICK IN DIE Vernissage der Ausstellung „Schlaflos: Ukrainische Kriegsillustrationen“ im Tübinger Café Haag: Die ukrainische Künstlerin Kateryna Mishchenko hat die Ausstellung im Frühjahr 2022 unter dem Eindruck der russischen Invasion für das Kyiver Büro der hbs kuratiert. Heute sieht sie in ihr „ein Dokument der Erschöpfung, des Schocks und des Versuchs, das Leben zu retten und zu Solidarität und Unterstützung aufzurufen“ – so die Künstlerin in ihrer Video-Einführung.

Die in Tübingen lehrende ukrainische Germanistin Maria Ivanytska (links) und die Münchner Historikerin Franziska Davies (rechts) sprachen mit Schamma Schahadat von der Uni Tübingen über die Sichtbarkeit der Ukraine in Deutschland und die Bedeutung von Kultur in Zeiten des Krieges.

Maria Ivanytska

Wir wollen nicht nur das Territorium behalten, wir wollen auch die Gesellschaft und die Kultur behalten. 

Maria Ivanytska (links) und die Münchner Historikerin Franziska Davies (rechts) sprachen mit Schamma Schahadat von der Uni Tübingen


Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Februar im Café Haag/Kino Atelier, Vor dem Haagtor 1 in Tübingen zu sehen.

Finissage am Fr, 23. Februar 2024 ab 18.30 Uhr