Koloniales Erbe im Lindenmuseum Stuttgart

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Eingangsportal aus Stein

Das Lindenmuseum in Stuttgart ist ein ethnologisches Museum und damit eines der größten völkerkundlichen Museen in Deutschland. Das Museum beherbergt zahlreiche Objekte, die aus den deutschen Kolonien in Afrika, Asien und Ozeanien stammen. Benannt ist das Museum nach dem Gründer Karl Graf von Linden, der durch ein internationales Beziehungsnetzwerk tausende Objekte nach Stuttgart brachte. Dabei wurde nach einer sogenannten „Rettungsethnologie“ vorgegangen. Das bedeutet, dass westliche Zivilisationen Objekte nicht-europäischer Kulturen zusammentrugen, da sie diese durch die Ausbreitung europäischer Produktionstechniken vom Aussterben bedroht sahen.

Ausstellungen von ethnografischen Sammlungen tragen oft dazu bei, dass Fehlinterpretationen von Europäer*innen über nicht-Europäer*innen reproduziert werden. In deutschen Völkerkundemuseen wird oft das Objekt von der eigenen Geschichte getrennt präsentiert, wodurch kolonialisierte Menschen als "Naturmenschen" konstruiert werden.

Das Lindenmuseum setzt sich aktiv mit der eigenen Kolonialgeschichte auseinander und hat dazu 2021/22 die Ausstellung "schwieriges Erbe" gezeigt. Dabei wurden Themen wie kulturelle Aneignung, Rassismus, Ausbeutung und Widerstand beleuchtet. Das Museum versucht die Herkunftsgeschichte seiner Sammlungsobjekte genauer zu erforschen und kritisch zu reflektieren. Davon erzählt Markus Himmelsbach, Provenienzforscher des Lindenmuseums, im folgenden Interview.

Koloniales Erbe im Lindenmuseum Stuttgart - Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg

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Im Eingangsportal des Lindenmuseums sind zwei aus Stein gemeißelte Figuren zu sehen, die einen Menschen aus Neuguinea (links oben) und einen aus Afrika (rechts oben) auf stereotypische und rassistische Weise, mit überzeichneten Gesichtszügen, darstellen. Obwohl die Skulpturen problematisch sind, dürfen sie nicht verfremdet oder entfernt werden, da das Portal denkmalgeschützt ist.


Dieser Artikel ist Teil des digitalen Spaziergangs "Spuren des Kolonialismus in Stuttgart" - ein Praktikumsprojekt von Anna Rankl.


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